Neulich im Notdienst: Eine junge American Staffordshire Hündin namens „Lady“ wurde vorgestellt, weil sie seit einigen Tagen nicht mehr richtig fressen wollte, apathisch war und seit dem Tag der Vorstellung eitrig-blutigen Vaginalausfluss zeigte. Lady war unkastriert und ihre letzte Läufigkeit lag einige Wochen zurück.
In der Untersuchung wurde bei Lady Fieber festgestellt und im Ultraschall sah man, dass die Gebärmutter mit Flüssigkeit angefüllt war. Die Diagnose war klar: Eine Pyometra!
Was genau ist eine Pyometra?
Eine Pyometra (auf gut Deutsch „Gebärmuttervereiterung“) bei der Hündin ist eine ernste Erkrankung, die vor allem bei älteren, nicht kastrierten Hündinnen auftritt. Selten sind auch kastrierte Hündinnen betroffen, in diesem Fall spricht man von einer „Stumpfpyometra“ da sie sich quasi im nach der Kastration übergebliebenen Stumpf der Gebärmutter bildet.
Sie entsteht durch eine Infektion der Gebärmutter, die zu einer Ansammlung von Eiter führt. Normalerweise tritt eine Pyometra einige Wochen nach der Läufigkeit auf, wenn sich die Gebärmutter auf die Aufnahme von Embryonen vorbereitet, aber keine Empfängnis stattfindet. In dieser Phase bleibt der Zugang zur Gebärmutter offen und Bakterien können leicht eindringen, was zu einer Infektion führen kann.
Man unterscheidet eine offene von einer geschlossenen Pyometra. Von einer offenen Pyometra spricht man, wenn der Gebärmutterhals leicht geöffnet ist und der Eiter so folglich nach aussen abfliessen kann – in diesen Fällen kann den Besitzern eitriger Vaginalausfluss auffallen oder zum Beispiel, dass die Hündin sich hintenrum vermehrt schleckt. Von einer geschlossenen Pyometra spricht man wenn der Gebärmutterhals komplett geschlossen ist. Diese Form wird wegen des fehlenden Ausflusses häufig erst im recht fortgeschrittenen Stadium erkannt und ist teilweise gravierender für die Hündin.
Welche Symptome zeigen Hündinnen mit dieser Erkrankung?
Die Symptome einer Pyometra können variieren, aber typischerweise zeigen betroffene Hündinnen vermehrten Durst, vermehrtes Wasserlassen, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, einen aufgeblähten Bauch und – möglicherweise, je nach Form der Pyometra – eitrigen Ausfluss aus der Scheide.
Wie wird eine Pyometra behandelt?
Ohne Behandlung kann eine Pyometra lebensbedrohlich sein, da der Eiter die Gebärmutter immer weiter dehnt und es so früher oder später zum Reissen der Gebärmutter und somit zum Austreten des Eiters in den Bauchraum kommen kann. Die Behandlung einer Pyometra erfordert normalerweise immer eine chirurgische Entfernung der Gebärmutter, eine Operation, die als Ovariohysterektomie (Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken, also eine klassische Kastration) bezeichnet wird.
In einigen (sehr seltenen!) Fällen kann eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika und Prostaglandinen versucht werden, um die Gebärmutter zu leeren und die Infektion einzudämmen, aber dies ist normalerweise nicht effektiv und nur ein Herauszögern der Operation, die schlussendlich eigentlich immer notwendig ist. Es ist wichtig, eine Pyometra frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um Komplikationen zu vermeiden und die Chancen auf eine erfolgreiche Genesung zu verbessern.
Kann man einer Pyometra vorbeugen?
Das effektivste Mittel, um einer Pyometra vorzubeugen, ist die Kastration der Hündin. Da ein Grossteil der Gebärmuttervereiterungen bei unkastrierten Hündinnen auftreten, ist und bleibt das die effektivste Methode, um dieser Erkrankung vorzubeugen. Ansonsten lässt sich leider präventiv nicht viel machen. Und – wie oben beschrieben – auch kastrierte Hündinnen können leider in seltenen Fällen eine Pyometra entwickeln. Man sollte als Besitzer einfach immer ein gutes Auge auf seine Hündin haben und bei etwaigen Symptomen den Tierarzt aufsuchen.
Wie ging es weiter mit unserer Patientin Lady..?
Lady ist nicht die ganz klassische Patientin gewesen, bei der man sofort an eine Pyometra denkt – einfach aufgrund ihres jungen Alters. Aber, wie wir alle wissen, Medizin funktioniert selten immer nach Lehrbuch. Nachdem bei Lady die Pyometra diagnostiziert wurde, haben wir noch ein volles Blutbild angefertigt, um einerseits aktuelle Entzündungswerte und andererseits die wichtigsten Organwerte (vor allem Leber- und Nierenwerte) vor der anstehenden Narkose zu haben. Lady wurde bereits vor der OP auf Antibiose, Schmerzmittel und Entzündungshemmer gestartet und ging noch am gleichen Tag in den OP. Die eitergefüllte Gebärmutter konnte erfolgreich entfernt werden. Lady hat sich tiptop von der OP erholt und lebt nun ihr junges Hundeleben als glückliche, unkastrierte Hündin weiter! :)