FORL Katze

FORL bei Katzen

Neulich in der Tierklinik: Die hübsche Britisch Kurzhaar Katze Mia kommt zum jährlichen Gesundheitscheck inklusive Impfung.

Die Besitzerin berichtet, dass es Mia hervorragend geht! Das einzige, was ihr aufgefallen ist, ist, dass ihr Liebling in letzter Zeit vermehrt Mundgeruch zu haben scheint.
Ich schaue Mia ins Maul – und rieche es auch. Ausserdem sieht man generalisiert gerötetes Zahnfleisch und leichten Zahnstein, vor allem an den Backenzähnen.

Mia hat einen Termin zur Zahnsanierung inklusive Dentalröntgen – sehr wichtig! – bekommen. Denn bei Katzen gibt es eine tückische Erkrankung, die sogenannte FORL, deren ganzes Ausmass man erst mit einem Zahnröntgen beurteilen kann.

Was genau ist FORL?

FORL steht für Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen und ist eine degenerative Erkrankung der Zähne bei Katzen. Oft wird sie auch einfach als RL (Resorptivläsionen) bezeichnet. FORL bei Katzen zählt zu den häufigsten und schmerzhaftesten Erkrankungen bei unseren Vierbeinern. Etwa jede dritte Katze leidet darunter, ab einem Alter von 5 Jahren sogar jede zweite, unabhängig von der Rasse. Besonders betroffen scheinen Perserkatzen und Siamkatzen zu sein.

Allgemeine Infos zu FORL

FORL ist eine Zahnerkrankung, bei der sich der Zahn und seine Wurzeln auflösen. Die Entstehung wird vermutlich durch eine Störung im Calciumhaushalt beeinflusst. Ein Calcium-Mangel führt dazu, dass Calciumbestandteile aus den Zähnen mobilisiert werden. Dadurch entwickeln sich Zellen zu sogenannten Odontoklasten, die das Dentin (Zahnbein) abbauen, indem sie eingelagertes Calcium entziehen. Dentin ist der knochenähnliche Hauptbestandteil des Zahns bis hin zu den Wurzeln. Die Zersetzung des Dentins bedeutet den Verlust des gesamten Zahnhalteapparats und somit das Ende des betroffenen Zahns. Da die Nerven des Zahns trotz der Auflösung des Dentins intakt bleiben, leiden die betroffenen Katzen unter starken Schmerzen. Man geht davon aus, dass eine unzureichende Calciumaufnahme im Futter eine Rolle bei der Erkrankung spielen könnte. Daher kann es sinnvoll sein, den Tierarzt nach einer Futterempfehlung zu fragen, die sicherstellt, dass die Katze ausreichend mit Calcium versorgt wird.

Es gibt drei Formen von FORL bei Katzen: Typ 1 tritt oft zusammen mit Zahnbelag, Zahnstein und Entzündungen des Zahnhalteapparats (Parodontitis) und des Zahnfleischs (Stomatitis) auf. Typ 2 entsteht zunächst ohne entzündliche Prozesse. Der Zahnabbau erfolgt unter dem Zahnfleisch und ist anfangs nicht sichtbar. Typ 3 kombiniert sowohl entzündliche als auch nichtentzündliche Prozesse.

Welche Symptome zeigen Katzen mit FORL?

Die Symptome von FORL sind im Anfangsstadium mit bloßem Auge schwer erkennbar. Erst bei fortschreitendem Zerfall zeigen sich Symptome, da der im Wurzelbereich aufgelöste Zahn mit der Mundflora und den darin befindlichen Bakterien in Kontakt kommt, was extrem schmerzhaft ist. Um die Erkrankung zu erkennen, sollte man auf Anzeichen von Zahnschmerzen achten. Verdachtsmomente sind verändertes Verhalten bei der Futteraufnahme, wie die Ablehnung von Trockenfutter oder Schmerzschreie beim Fressen, vermehrtes Speicheln, Zähneknirschen oder -klappern sowie Kopfschütteln oder Kopfschiefhaltung. Im fortgeschrittenen Stadium sind fehlende Zähne, entweder durch Brüche am Zahnhals oder durch extrahierte Zähne, in der Mundhöhle sichtbar. Auch können Zahnfleischentzündungen, Rötungen und Wucherungen auftreten, insbesondere bei FORL Typ 1.

Wie wird FORL diagnostiziert?

Wenn der Verdacht auf FORL besteht, ist ein Besuch beim Tierarzt unerlässlich. Es ist ratsam, sich zu informieren, ob der Tierarzt oder die Tierklinik in der Nähe über einen auf Zahnbehandlungen spezialisierten Tierarzt und die erforderlichen Geräte wie digitales Zahnröntgen verfügt. Der Tierarzt wird die Katze untersuchen und bei Verdacht die Mundhöhle sondieren. FORL kann durch das charakteristische „Chattering“ der Katze, ein Zähneklappern, das auf Schmerzen hinweist, erkannt werden. Zur Diagnose sind Röntgenaufnahmen unerlässlich, um zu sehen, ob sich unter dem Zahnfleisch bereits Dentin aufgelöst hat. Etwa sechs Röntgenaufnahmen sind Teil eines umfassenden Zahnstatus, der unter kurzer Narkose erstellt wird. Es ist ratsam, bei jeder Zahnreinigung auch Röntgenbilder anzufertigen, um eine Zersetzung der Zahnwurzeln frühzeitig zu erkennen.

Wie wird FORL behandelt?

Die Behandlung von FORL zielt zwar darauf ab, den Zahnverfall zu stoppen, aber die bereits geschädigte Substanz kann nicht wiederhergestellt werden. Daher müssen alle betroffenen Zähne vollständig entfernt werden. Dies geschieht unter Vollnarkose im Zuge einer Zahnsanierung und mit Röntgenkontrolle, um sicherzustellen, dass alle betroffenen Zähne extrahiert wurden, da verbleibende Zahnwurzelreste zu neuen Entzündungsherden führen können. Die entstandenen Zahnlücken werden zugenäht, um das Eindringen von Futterresten zu verhindern. Die Katze kann am Tag nach der Operation bereits wieder fressen. Ein Wechsel von Trockenfutter zu Nassfutter kann das Fressen erleichtern. Fäden müssen nicht entfernt werden, da sich der selbstauflösende Faden mit der Wundheilung auflöst. Die Katze erhält während der gesamten Behandlungsdauer Schmerzmittel. Zur Bekämpfung von durch FORL verursachten Entzündungen kann in einigen Fällen eine Antibiotikagabe notwendig sein. Die Dosierung wird vom Tierarzt sorgfältig abgewogen, um eine optimale Heilung zu gewährleisten.

Einige Tierhalter bevorzugen homöopathische Mittel als unterstützende Maßnahme zur Verbesserung des Immunsystems und des Wohlbefindens der Katze. Es gibt jedoch keine homöopathischen Medikamente gegen FORL, und die erkrankten Zähne müssen trotzdem entfernt werden.