Vor Kurzem wurde mir Katze Alfredo in der Sprechstunde vorgestellt. Alfredo ist 14 Jahre alt und den Besitzern war aufgefallen, dass er in letzter Zeit Heisshunger entwickelt hatte und trotzdem immer mehr an Gewicht verlor. Ausserdem hatte er immer wieder Durchfall.
In der klinische Untersuchung von Alfredo fiel tatsächlich auf, dass er zum letzten Mal – als er zur Impfung dagewesen war – stark an Gewicht abgenommen hatte. Ausserdem fühlte die Schilddrüse sich beim Abtasten vergrössert an.
In meinem Kopf verfestigte sich die Verdachtsdiagnose einer Hyperthyreose (oder auch Schilddrüsenüberfunktion) und ich liess die Schilddrüsenwerte von Alfredo bestimmen, um meinen Verdacht zu bestätigen.
Was ist die Hyperthyreose der Katze?
Die Hyperthyreose ist eine häufige endokrine Störung bei Katzen, die durch eine übermäßige Produktion von Schilddrüsenhormonen gekennzeichnet ist. Die Schilddrüse, eine kleine Drüse im Halsbereich, produziert normalerweise Hormone, die den Stoffwechsel regulieren und verschiedene (tatsächlich sehr viele!) Körperfunktionen beeinflussen. Bei Katzen mit Hyperthyreose produziert die Schilddrüse jedoch zu viele Hormone, was zu einer Beschleunigung des Stoffwechsels und einer Vielzahl von Symptomen führt.
Was ist die Ursache der Hyperthyreose bei der Katze?
Die Ursache der Hyperthyreose bei Katzen ist meist gutartiger Natur. Oft bilden sich Knoten in der Schilddrüse oder sie vergrössert sich abnormal. Dies führt zu einer erhöhten Produktion von Schilddrüsenhormonen. Obwohl die genaue Ursache dieser Veränderungen nicht vollständig verstanden ist, wird angenommen, dass genetische Faktoren sowie Umwelt- und Ernährungsfaktoren eine Rolle spielen können.
Welche Symptome zeigen Katzen mit Hyperthyreose?
Die Symptome der Hyperthyreose bei Katzen können vielfältig sein und sich im Laufe der Zeit verschlimmern. Häufige Anzeichen sind Gewichtsverlust trotz gesteigertem Appetit, übermäßiger Durst und Harnabsatz, Erbrechen, Durchfall, erhöhte Aktivität und Unruhe, unregelmäßiger Herzschlag, vermehrtes Hecheln und schlechtes Fell. Da diese Symptome auch auf andere Erkrankungen hinweisen können, ist eine gründliche Untersuchung und Diagnostik wichtig, um eine Hyperthyreose zu bestätigen und andere Erkrankungen auszuschliessen.
Wie wird die Hyperthyreose der Katze behandelt?
Die Behandlung der Hyperthyreose bei Katzen kann auf verschiedene Weisen erfolgen, abhängig von der Schwere der Erkrankung, dem Gesundheitszustand der Katze.
Häufig werden Medikamente verschrieben, die die Produktion von Schilddrüsenhormonen unterdrücken oder die Hormonrezeptoren blockieren. Hierbei gibt es die Wahl zwischen Tabletten, Saft und einer Salbe, die man auf die Innenseite des Ohres auftragen kann.
In einigen Fällen (vor allem bei jüngeren Katzen oder zum Beispiel wenn die Katze sich mit der medikamentellen Therapie nicht gut einstellen lässt) kann eine Radiojodtherapie durchgeführt werden (radioaktives Jod wird direkt in die Schilddrüse eingebracht), um abnormales Schilddrüsengewebe zu zerstören. Wegen der Radioaktivität der Substanz müssen Katzen, die so behandelt werden, über Wochen in der Tierklinik in einem abgeschirmten Raum verbringen, bis die radioaktive Strahlung einen vorgegebenen Grenzwert unterschreitet. Diese Therapie ist sehr effektiv, allerdings auch recht kostspielig.
In fortgeschrittenen Fällen (oder wenn ein bösartiger Tumor der Schilddrüse als Auslöser für die übermässige Produktion an Schilddrüsenhormonen festgestellt wird) kann auch eine chirurgische Entfernung der Schilddrüse erwogen werden.
Wie ist das Follow-Up bei Katzen mit Hyperthyreose?
Startet man eine medikamentelle Therapie, müssen die Blutwerte der Katzen (vor allem am Anfang, bis die gut eingestellt sind), regelmässig nachkontrolliert werden. Zu Anfang kann man von monatlichen Kontrollen ausgehen, auf lange Sicht kann das dan auf halbjährliche bis jährliche Kontrollen ausgeweitet werden.
Wichtig zu wissen ist: Die Therapie der Hyperthyreose muss lebenslang erfolgen!
Wie ist die Prognose für Katzen mit dieser Erkrankung?
Die Prognose für Katzen mit Hyperthyreose hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Alters und des Gesundheitszustands der Katze sowie der Wirksamkeit der Behandlung. Mit einer angemessenen Behandlung und regelmäßiger Überwachung können die meisten Katzen mit Hyperthyreose ein gutes Leben führen.
Wie ging es weiter mit Alfredo?
Das T4 (auch Thyroxin, das Schilddrüsenhormon) war bei Alfredo hochgradig erhöht, womit eine Hyperthyreose bestätigt war. Die Besitzer entschieden sich für eine Therapie mit der Ohrsalbe. Ich bin gespannt, wie Alfredo auf die Therapie anspricht! Er kommt in einigen Wochen zur Nachkontrolle seiner Blutwerte.