Der kleine, ältere Dackelherr Mephisto wurde vor einigen Wochen von seinen Besitzern zu mir in die Sprechstunde gebracht. Ihnen war aufgefallen, dass er in letzter Zeit mehr trank und mehr pieselte. Ausserdem war sein sonst so schönes, lockiges Haarkleid eher stumpf und lichter geworden.
Wir haben den süssen Mephisto einmal vollständig durchgecheckt: Klinische Untersuchung, volle Blutuntersuchung, Ultraschall vom Bauch – denn die Symptome, die er zeigte, können verschiedenste Auslöser haben. Mephistos Blutbild sah für sein Alter tiptop aus! Im Ultraschall fiel dann auf, dass eine der Nebennieren vergrössert war.
Verdachtsdiagnose? Morbus Cushing!
Was genau ist Morbus Cushing?
Morbus Cushing beim Hund, auch als Hyperadrenokortizismus (hyper = übermässig, Glandula adrenalis = Nebenniere, Cortex = Rinde; also eine Überfunktion der Nebennierenrinde) bekannt, ist eine komplexe Erkrankung, die durch eine übermäßige Produktion von Cortisol, einem Hormon, das vom Körper zur Bewältigung von Stress hergestellt wird, gekennzeichnet ist. Cortisol spielt eine wichtige Rolle im Stoffwechsel, der Immunfunktion und der Reaktion auf Stress. Wenn jedoch zu viel Cortisol produziert wird, kann dies schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit des betroffenen Hundes haben.
Welche Symptome zeigen Hunde mit Cushing?
Die Symptome des Cushing-Syndroms beim Hund können variieren und schleichend auftreten. Dazu gehören vermehrter Durst und Harnabsatz, vermehrter Appetit, Gewichtszunahme, Muskelschwäche, Haarausfall, Hautveränderungen wie Verdünnung und Verdunkelung, sowie eine veränderte Körperhaltung aufgrund von Muskelschwund und Bauchvergrößerung aufgrund von Fettansammlung (die sogenannte Stammfettsucht, die betroffenen Hunde sehen birnenförmig aus, weil das Bäuchlein so dick wird und hängt). Diese Symptome können jedoch auch Anzeichen anderer Erkrankungen sein, daher ist es wichtig, einen Tierarzt aufzusuchen, um eine genaue Diagnose zu stellen – wie bei unserem süssen Mephisto.
Was ist die Ursache von Morbus Cushing beim Hund?
Die Ursachen für das Cushing-Syndrom beim Hund können vielfältig sein. Die häufigste Ursache ist die übermäßige Aktivität der Nebennierenrinde, die normalerweise Cortisol produziert. Dies kann einerseits durch gutartige oder bösartige Tumoren direkt in der Nebenniere verursacht werden. Andererseits kann es durch eine Problematik in der Hypophyse, dem Teil des Gehirns, der die Nebenniere zur Ausschüttung von Cortisol anregt, verursacht sein. Häufig handelt es sich hier um einen gutartigen Tumor, ein sogenanntes Hypophysen-Adenom. Eine andere Ursache kann die langfristige Verabreichung von Corticosteroiden zur Behandlung von anderen Erkrankungen sein. Diese Medikamente können die gleichen Effekte auf den Körper haben wie das natürlich von den Nebennieren produzierte Cortisol.
Wie wird Morbus Cushing diagnostiziert?
Die Diagnose des Cushing-Syndroms beim Hund erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus klinischem Bild, Blutuntersuchungen und Ultraschall Abdomen. Wenn man mit diesen Untersuchungen den Verdacht auf Cushing hat, kann man spezifische diagnostische Tests durchführen, um die Diagnose zu bestätigen. Als Goldstandard gilt momentan der sogenannte Low-Dose-Dexamethason-Suppressionstest (LDDS-Test). Dabei wird zunächst eine Blutprobe entnommen, um das Basalcortisol zu bestimmen. Anschliessend wird dem Hund Dexamethason injiziert – ein Corticosteroid. Nach 4 und 8 Stunden wird jeweils erneut Blut entnommen, um das Cortisol zu messen. In einem normalen Organismus würde der Körper die eigene Cortisolproduktion hemmen, wenn man solches als Medikament injiziert. Folglich wären die Werte nach 4 und nach 8 Stunden tief. Bei Hunden mit Morbus Cushing funktioniert die Cortisolproduktion nicht normal und der Körper produziert trotz Injektion von Dexamethason weiter – die Werte nach 4 und 8 Stunden sind folglich hoch.
Wie wird Morbus Cushing beim Hund behandelt?
Die Behandlung des Cushing-Syndroms beim Hund hängt von der Ursache ab. Wenn ein Tumor vorliegt, kann eine Operation zur Entfernung des Tumors erforderlich sein. Bei Hunden, die Corticosteroide aus anderen Gründen medikamentell erhalten, kann eine schrittweise Reduzierung der Dosierung oder ein Wechsel zu anderen Behandlungsmöglichkeiten erwogen werden. Ansonsten gibt es Medikamente wie Trilostan, was die körpereigene Produktion von Cortisol in der Nebenniere hemmt.
Wie ist das Follow-Up bei dieser Erkrankung?
Es ist wichtig, Morbus Cushing möglichst frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, da die Erkrankung auch gravierendere Komplikationen haben kann (z.B. die Entwicklung eines Diabetes mellitus oder Bluthochdruck). Entscheidet man sich für eine Behandlung mit Medikamenten, braucht es regelmässige Nachkontrollen des Cortisolwertes im Blut, um zu kontrollieren, dass der betroffene Hund gut eingestellt ist.
Wie ging es weiter mit Mephisto..?
Bei unserem lieben Mephisto wurde Morbus Cushing über einen LDDS-Test bestätigt und eine Behandlung mit Trilostan wurde gestartet. Wir hoffen, dass es Mephisto bald besser geht und er gut auf die Medikation anspricht! :)